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§. 18. Die Eroberung Kanaan's. 53
Jordan und belagert zuerst die feste Stadt Jericho, deren
Mauern durch den Glauben fallen.
Als er auch die Stadt A i durch Kriegslist gewonnen und
anderseits die G i b c o n i t e n sich durch List ihre Erhaltung
von Josua verschafft hatten, machten sich verschiedene kanaani-
tische Völkerschaften auf, gegen Josua zu streiten; dieser aber
schlug sie in der großen Am o r i t er sch l a ch t. Darauf er-
oberte er eine Stadt nach der andern und nahm innerhalb
sieben Jahren den größten Theil des Landes ein.
Da wurde das Volk müde zu streiten, und statt die noch
übrigen Kanaaniter vollends zu bekämpfen, forderte, es von
Josua die Vertheilung des Landes. Diese geschah
durch's Loos unter die noch übrigen zehntehalb Stämme, und
eine Zeit lang hatte Israel Ruhe.
Als Josua alt und betagt war, hielt er einen allgemeinen
Landtag zu Sichem, ermahnte das Volk noch einmal
zur Bundestreue gegen Jchovah, und starb 1433 v. Ehr.
4. Israel unter den Richtern.
§. 19. Kweil aber Israel nicht alle Kanaaniter verbannet hatte,
so wurde durch dieselben bald dieser, bald jener Stamm zu
fleischeslustigem Götzendienst verführt und trat ab von dem
lebendigen Gott. -
So oft dies der Fall war, so oft gab Gott die Abtrünnigen
in die Hände der Heiden, von denen sie eine Zeit lang hart
bedrückt wurden. Erst wenn sie wieder in reuiger Buße zum
Herrn riefen, erweckte derselbe bald aus diesem, bald aus
jenem Stamme einen muthigen Glaubenshelden, der im hei-
ligen Kriege Israel wieder von seinen Feinden erlöste und es
zur verlassenen Bundesordnung zurückbrachte. Solche Männer
hießen Richter, weil sie nach errungenem Frieden das Volk
als außerordentliche Oberrichter nach den Vorschriften des
göttlichen Gesetzes richteten.
Die wichtigsten unter ihnen waren Othniel, Ehud,
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Extrahierte Personennamen: Josua Josua Josua
Extrahierte Ortsnamen: Jericho Israel Sichem Israel Israel Israel
^74 §. 31. Die dorische Wanderung und die griechischen Colonieen.
Odysseus von Ithnka—; auf Seiten der Trojaner Hekto r,
Ä neas und Sarpödon durch Thaten der Tapferkeit und
Klugheit aus. Endlich wurde die Stadt durch die List des
Odysseus erobert und zerstört; aber die Heimkehrenden hatten
theils auf Irrfahrten noch manches Ungemach zu bestehen,
theils fanden sie nach ihrer Heimkehr Verwirrung und Un-
glück im Haus.
Den Krieg vor Troja hat der epische Dichter Homer
(1000 v. Ehr.) in der Ilias, und des Odysseus Irrfahrten
und Heimkehr hat er in der- Odyssee besungen.
.8 Die dorische Wanderung und die griechischen
Colonieen.
§. 31. Etwa hundert Jahre nach dem trojanischen Kriege brachte
die dorische Wanderung gewaltsame Veränderungen
in Südgriechenland hervor. Von den H e r a k l i d e n oder
Nachkommen des Herakles aufgefordert, machten sich nämlich
die Dorier, ein rauhes Bergvolk in Thessalien, gegen den
Peloponnes auf, gewannen eine große Schlacht gegen die sich
ihnen widersetzenden (meist achäischen) Fürsten und Völker,
und eroberten in vielfachen Kämpfen, die sich durch mehrere
Jahrhunderte hindurchziehen, endlich den ganzen Pelo-
ponnes mit Ausnahme von Arkadien.
Die erobernden Könige und Anführer stellten sich in jedem
eroberten Lande an die Spitze der Regierung; ihre Stamm-
genosscn bildeten darin den edleren Stand mit vollem Bürger-
rechte und freiem Grundbesitze; die Besiegten sanken zu Hörigen
herab.
Diejenigen Besiegten, die sich nicht unterwarfen, verließen
das Festland und gründeten auf den v o r d c r n Küsten
von K l e i n a s i e n und auf den k l e i n a s i a t i s ch e n
Inseln neue Niederlassungen. Diese Colonieen
waren der Zeitfolge nach folgende:
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h. 70. Das Frankenreich.
189
Er führte mit den heidnischen Sachsen, welche fortwährende
Raubeinfälle in das fränkische Gebiet machten, einen lang-
wierigen Religionskrieg, da ohne Ablegung des Heidenthums
und Annahme des Christenthums an keine Zähmung dieses
wilden Volkes zu denken war. Weil ihnen aber die Taufe
durch das Schwert aufgezwungen wurde, so standen
sie nach jeder Unterwerfung immer wieder auf, bis sie sich
endlich, durch viele Niederlagen gedemüthigt, nach 31 Zäh-
ren zu einem dauernden Frieden (803), und durch den Vor-
gang ihres Herzogs Wittekind zur allgemeinen Annahme
des Christenthums bequemten, wogegen sie ihre alte Verfas-
sung beibehalten durften.
Schon bald nach Anfang des Sachsenkrieges hatte Karl,
auf einem Zuge gegen die Lombarden, den König derselben,
Desiderius, bei Pavía besiegt und das lombardische
Reich mit dem fränkischen vereinigt. — Etliche Jahre darauf
machte Karl, während einer kurzen Ruhe der Sachsen, einen
Zug gegen die Mauren (oder Araber) in Spanien,
und nahm deren Land bis an den Ebro ein. — Nach Be-
endigung des Sachsenkrieges züchtigte er die S laven an
der Elbe und die Normannen in Dänemark, weil
sie den Sachsen geholfen hatten. — Hierauf dämpfte er einen
Aufstand der Bayern unter Thassilo Ii, und zog gegen
die räuberischen Avaren in Ungarn, die er bis hinter
die Raab zurückdrängte.
So umfaßte nun das fränkische Reich alle Län-
der von der Eider bis zum Ofanto (in Unterita-
lien) und von dem Ebro bis zurraab und Elbe,
und alles beugte sich vor Karl's mächtigem Geiste, womit er
allein das große Reich ordnete und lenkte und die Bedürfnisse
so verschiedenartiger Völker befriedigte.
Um die monarchische Gewalt zu befestigen, schaffte er al-
lenthalben die Herzogswürde ab, und setzte dagegen zur
Handhabung des Rechts über die einzelnen Gaue Richter
(Grafen), deren Amtsführung er durch königliche Send-
boten von Zeit zu Zeit untersuchen ließ. — Um die Gemüther
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Thassilo
§. 78. Die pyrenaische Halbinsel.
219
folgen, die ihren politischen Ansichten irgend im Wege standen,
— so daß man die Inquisition in Spanien nicht eigentlich
als einen Eingriff der geistlichen Macht in die Staatsgewalt,
sondern als „einen königlichen, nur mit geistlichen Waffen
ausgerüsteten Gerichtshof", folglich als ein politisches
Institut betrachten muß. Daher waren alle Inquisitoren
Beamte des Königs, die nur er ein- und absetzen konnte, und
der Vortheil aus allen Gütereinziehungen, welche die Jnqui-
sitionshöfe verhängten, fielen nur der königlichen Kammer an-
heim. Oft -suchten selbst die Päpste vergebens die Strenge
dieses spanischen Gerichts zu mildern.
Als es der Negierung Ferdinand's und Jsabella's auch
gelang, 1492 der maurischen Herrschaft in Granada
ein Ende und Spanien dadurch vollends zu einem einigen
Staate zu machen, war es vorzüglich die Inquisition, durch
welche man die Zwangsbekehrung der Mauren bewerk-
stelligte und gleichzeitig die Juden aus Spanien ver-
trieb,— Maaßregeln, die jedoch weder der Kirche, noch dem
Staate wahrhaft förderlich waren.
Das Königreich Portugal bildete sich im 12. Jahr-
hundert aus einer castilischen Statthalterschaft durch Alfons l
(seit dessen Siege bei Ourique über die Mauren 1139),
und erhielt durch Alfons Iii in der zweiten Hälfte des
13. Jahrhunderts durch gänzliche Vertreibung der Mauren
den jetzigen Umfang. Durch Alfons Iv den Kühnen. und
Pedro! den Strengen erhob sich Portugal im 14. Jahr-
hundert schon zu bedeutender Macht. — Im Anfänge des
15. Jahrhunderts begannen mit der Auffindung der Inseln
Porto Santo und Madeira die Entdeckungen der Por-
tugiesen, welche Iohann's I dritter Sohn, Heinrich der
Seefahrer, besonders beförderte, so daß 1439 dieazoren
entdeckt, und in der Mitte des 15. Jahrhunderts das grüne
Vorgebirg und Sierra Leone erreicht wurde.
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Extrahierte Personennamen: Alfons Alfons_Iii Alfons_Iv Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Granada Spanien Spanien Portugal Portugal Sierra_Leone
§. 94. Die Republik der vereinigten Niederlande. 275,
ken zur See bei Lepanto gebrochen hatte) bestätigte. Da
er aber den Vertrag verletzte, um die spanische Herrschaft
wenigstens in einem Landestheile wieder völlig herzustellen,
was ihm auch gelang, so entstund ein neuer Aufstand; und
als der neue spanische Statthalter Alexander von Par-
ma, Margarethens Sohn, den Niederländern zwar ihre
alten Rechte einräumen, aber in allen Provinzen die katho-
lische Kirche wieder Herstellen wollte: so schloßen die sieben
nördlichen reformirten Provinzen auf Betrieb
Wilhelms von Oranien die Utrechter Union, wogegen
sich die südlichen katholischen Provinzen den gewandten Un-
terhandlungen und glücklichen Waffen des spanischen Statt-
halters meistens fügten, unter Bedingungen jedoch, die ih-
nen eine größere Selbstständigkeit gewährten, als sie zuvor
hatten.
Hierauf sagten sich
1381 die vereinigten Generalstaaten von der spani-
schen Regierung los und stellten den von Philipp in
die Acht erklärten Wilhelm von Oranien, — und als
dieser bald darauf, in Folge dieser Ächtung, von einem der
auf ihn lauernden Mörder in seinem Palaste zu Delft
meuchlings erschossen wurde, dessen jungen und
raschen Sohn Moritz an die Spitze ihrer Republik. Zwar
war die neue Republik durch Parma's Kriegsglück eine Zeit
lang sehr bedrängt. Als aber nach Parma's Eroberung
von Antwerpen 1585 (dessen Belagerung durch die
Ausdauer beiver Theile sehr denkwürdig ist) England den
Niederländern Beistand leistete, und Philipp im Kriege
gegen England seine unüberwindliche Flotte (s. §. 93)
verlor und aus Mangel an Geldmitteln kaum die südlichen
Niederlande behaupten konnte: so eroberte Moritz die ver-
lornen Theile der Union wieder, und Spanien war, eilf
Jahre nach Tode Philipps, genöthigt, 1609 mit der Re-
publik der vereinigten Niederlande einen
zwölfjährigen Waffenstillstand zu schließen
und die Niederlande als freien Staat anzuerkennen.
18*
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Extrahierte Personennamen: Lepanto Alexander_von_Par- Alexander Margarethens Wilhelms Philipp Philipp Wilhelm Moritz Philipp Philipp Moritz Philipps Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Antwerpen England England Niederlande Spanien Niederlande Niederlande
Vorwort zur ersten Auflage.
Viii
zugleich behufs der Leseübungen im deutschen Sprachunterrichte ein-
geführt ist, leicht bis zu demjenigen Grade ergänzt, welcher der faß-
lichen Übersicht keinen Eintrag thut. Jedenfalls wird durch einen
Leitfaden, wie der vorliegende, dem Lehrer die nöthige Selbftthätig-
keit nicht verkümmert, indeß bei einer größern Ausführlichkeit des
Lehrbuchs für diese Stufe der Lehrer sich fast bloß auf das Geschäft
des Abhörenö oder höchstens des Zufammenziehens beschränken müßte.
Der hier mitgetheilte Inhalt kann bei ausreichender Stundenzahl
in Einem Jahre durchgemacht werden; wo jedoch nur das Minimum
der Zeit eingeräumt ist, reicht er auf zwei Jahre aus, was besonders
Schulen zu Gute kommen wird, denen nicht verstattet seyn sollte,
ihre Schüler in einem besondern Jahrescurse näher in die deutsche
Geschichte einzuführcn.
Daß die neueste Geschichte von der französischen Revolution an
nur ganz andeutungsweise berührt ist, wird Niemand befremdlich
finden, der theils die Kürze der Lehrzeit, theils und vorzüglich das
hier in Betracht kommende Alter der Schüler bedenkt. Nöthigenfallö
können diese Schlußabschnitte im Unterrichte ganz wegbleiben und dem
eigenen Nachlesen überlassen werden. Im Übrigen wird dieser Grund-
riß , bei welchem die neueren Geschichtsforschungen nicht unberücksich-
tigt geblieben sind, auch manchem Erwachsenen als Gedächtnißhülfe
vielleicht einigen Dienst leisten, besonders, wenn es ihm gerade um
die Erfassung eines durch das Ganze hindurchlaufenden Fadens zu
thun scpn sollte.
So möge denn diesem Merkchen neben den vorhandenen seiner
Gattung ein verhältnißmäßiger Wirkungsraum gegönnt und dasselbe
der Fürsprache derer gewürdigt werden, welchen sowohl Urtheil über
seine Brauchbarkeit, als auch Einfluß auf seine Einführung in Schulen
gegeben ist.
G r ü n st a d t in der Pfalz, im Herbstmonat 1840.
H. D.
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$, 32. Hellenisches Wesen.
äußern Schönheit, von denen das gesammte griechische
Volksleben durchdrungen war.
Eben so eigenthümlich gestalteten sich ihre Staats-
und bürgerlichen Verhältnisse. So wie aus der
orientalischen Weltansicht das geschlossene, abgegränzte Kasten-
wesen und die strenge Unterordnung unter ein allgemeines
geistliches oder weltliches Oberhaupt mit unbeschränktem Willen
hervorgieng: so führte die hellenischeweltanstcht zu den mannig-
faltigsten, in vollkommener Freiheit nebeneinander bestehenden
Stände- und Staaten- (eigentlich Städte-) Ein -
r i ch t u n g e n.
In der frühesten Zeit stand fast in jeder Völkerschaft Einer
als König an der Spitze, und eben in dieser Zeit bewegen
sich jene alten Heroensagen. Die darin vorkommende Königo-
macht ist entweder auf Geburt und darauf fußendes Erbrecht,
oder auf Gewalt gegründet. Nicht selten ist der König aber
aber auch nur der Erste unter einer Anzahl von Adelsge-
schlechtern (wie Odysseus auf Ithaka, Lheseus in Attika).
Von einer Priesterherrschaft ist nirgends die Rede; die
Priester hatten bloß die Opferbesorgung und standen überall
unter den Königen: aber durch die Orakel hatten sie bedeutenden
politischen Einfluß.
Oraket waren priestcrlichc Anstalten, bei denen die ein-
zelnen Menschen und Staaten sich in allen ungewissen, von
Gesetz und Herkommen nicht geregelten Lebensverhältnissen
Raths erholten. Die Erfahrungen und Kenntnisse, aus denen
dieser Rath floß, pflanzten sich durch die Pfleger dieser Orakel
fort. Schon in den frühesten Zeiten waren das pelasgische
Orakel des Zeus zu Dod0na in Epirus, und das
dorische Orakel des Apollo zu Delphi in Phocis
die wichtigsten.
An die Orakel und an andere heilige Tempel lehnte sich
die Anstalt der Amphiktyonieen an. Eine A m p h i k t y o n i e
war ein Bündniß mehrerer Völkerstämme zum Schutze der
ihnen gemeinschaftlichen Heiligthümer und heiligen Festspiele,
so wie zu einer gewissen Beschränkung der Feindseligkeiten
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182 §. 67. Untergang des weströmischen Kaiserreichs re.
neugegründeten Reichen der Franken, Ostgothen und
Longobarden die Lehensverfaffrrng oder das F eu -
wesen aus.
Von dem eroberten Lande nämlich behielt der König einen
Theil als Privateigenthum, einen Theil ließ er den besiegten
Einwohnern gegen Zins, einen Theil vertheilte er unter sein
Gefolge, und was jeder Einzelne aus dem Gefolge bekam,
gehörte ihm als freies Eigenthum (Allod), für welches er
auch fernerhin die allgemeine Heeresfolge leisten (tn dem
Heerbann mit.ziehen) mußte. Wen aber der König noch
außerdem zu seinen befondern Diensten verpflichten wollte,
dem gab er vom königlichen Privateigenthum einen Theil zu
lebenslänglichem Genüsse, der Lehnsgut hieß, und wofür
der Lehnsmann (Vasall) dem Lehnsherrn stets zu Dienst
treu-gewärtig seyn mußte: versäumte er feine Pflicht, so
konnte der Lehnsherr das Gut wieder einziehen.
Ein ganz gleiches Verhältniß hatte Statt, wenn sonst ein
reicher Allodbesitzer Theile seines freien Gutes an Leute seines
Gefolges lehensweife vergab. Auf diesem Lehensverbande be-
ruhte im Mittelalter der Bestand der monarchischen Verfas-
sung und der ganzen bürgerlichen Ordnung. Durch die Franken
kam das Lehenswefen auch in Deutschland auf.
Von den germanischeü Völkern wendeten sich am frühesten
die Gothen (durch Ulphilaö 359), sodann die Vandalen,
Sueven, Burgunder und Langobarden zum Christenthum,
wiewohl nach der arianischen Lehre. Als aber die Franken
durch Chlodwig das Christenthum nach dem katholischen
oder allgemeinen Bekenntnisse annahmen, so erhielt letz-
teres allmählig die Herrschaft im Abendlande.
Dies war wichtig, weil die altrömische Kirche nicht nur
die christlichen Grundlehren am treuesten bewahrt hatte, son-
dern auch fester geordnet war: denn es ist begreiflich, daß die
im beständigen Kriegsleben verwilderten Völker durch das
bloß äußerliche massenweise Taufen noch nicht zu wahren
Christen umgewandelt wurden; daher schon viel gewonnen
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202
§. 73. Die Kreuzzüge.
Den größten Vortheil zunächst zog die Hierarchie
aus den Kreuzzügen, indem der Papst es war, der diesel-
den anordnete, sie durch seine Vertreter (Legaten) leitete,
sowie auch die Streitigkeiten unter den Kreuzfahrern schlich-
tete, und überhaupt seinen Befehlen, ungeachtet öfteren Wi-
derstrebens der Könige und Fürsten, in der Regel durch die
ihm zu Gebote stehenden Mittel Gehorsam zu verschaffen
wußte, und so das Ansehen eines richterlichen Oberherrn der
ganzen abendländischen Christenheit bekam, während der Kle-
rus durch Kauf, Geschenke und Vermächtniffe überreich an
Gütern und Vorrechten wurde.
Sittlichkeit und Religion aber erlitt aus dieser Berüh-
rung mit dem Morgenlande durch die Vervielfältigung aber-
gläubischer Auswüchse und durch die höchste Steigerung der
sinnlichen Lüste und Genüsse wesentliche Nachtheile, welche
durch die getroffenen Gegenvorkehrungen (z. B. durch Kran-
kenhäuser, deren im 13. Jahrhundert an 19,000 in Europa
gezählt wurden, und durch Vermehrung der geistlichen Or-
den) nur theilweise gemindert werden konnten.
Auch im Ab end lande fanden Kreuzzüge Statt und
zwar gegen die heidnischen Slaven, insbesondere gegen die
. Wenden, welche zuletzt von Heinrich dem Löwen besiegt
wurden, und gegen die Preußen, die mit Hülfe des deut-
schen Ordens zum Christenthume - gebracht und 1283 dem
Orden unterworfen wurden. — Ebenso wurden auch Kreuz-
züge gegen Ketzer gepredigt, insbesondere gegen die
Albigenser im südlichen Frankreich (1209), bei wel-
cher Gelegenheit die Inquisition aufkam, ein geistliches
Gericht, das Jeden, der die Lehren und Einrichtungen der
Kirche nicht anerkannte, mit schweren Strafen, selbst mit
Feuer und Schwert, verfolgte (s. §. 78 u. 94).
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_dem_Löwen Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Christenthume Frankreich
206
' §. 75. Die Ausbildung der Landeshoheit.
4. Verfall der Lehensmonarchie und
der Kirche.
1. Die Ausbildung der Landeshoheit.
§. 75. <Äls zwei Jahre darauf der bisherige, wenig beachtete
Gegenkaiser Friedrich's Ii und Konrad's Iv, Wilhelm von
Holland, in einem Kriege gegen die Friesen umgekommen
war, trat
1236—1273 das Interregnum ein, da kein deutscher Fürst
die Kaiserkrone annehmen wollte, sondern dieselbe fremden
Fürsten für Geld überlassen wurde, und zwar von dem einen
Theile der Wähler dem englischen Prinzen Richard von
Cornwallis, von dem andern Theile derselben dem Könige
Alfons von Castilien. Um sich Anhänger zu verschaffen, suchte
jener, wie dieser, die deutschen Fürsten durch Verleihung
von Hoheitsrechten an sich zu fesseln, und dadurch wurde
die kaiserliche Macht so geschwächt, die fürstliche dagegen so
erhoben, daß von nun an die Kaiser über die fast selbst-
ständige Macht der Reichsfürsten nicht viel vermochten, zu-
mal da seit Heinrich Iv die großen Lehen (die Herzog-
thümer, Fürstenthümer, Grafschaften re.) erblich geworden
waren.
Während zu dieser Zeit in Italien der letzte jugend-
liche Sprosse des hohenstaufischen Hauses, Conradin, im
Kampfe um sein väterliches Erbe Neapel und Sizilien, das
der Papst dem französischen Herzog Karl von Anjou ge-
geben hatte, dem Verrathe unterlag und zu Neapel unter
dem Nichterbeile siel: stieg in Deutschland durch die Ab-
wesenheit und Unmacht des Reichsoberhauptes und durch die
selbstsüchtige Haltung der Fürsten die schon unter den Hohen-
staufen eingerissene Unordnung aufs höchste. Jeder Stand,
vom Fürsten herab bis zum Ritter und Stadtbürger, trach-
tete nach Unabhängigkeit, und suchte sich auf Kosten des An-
dern zu erheben und zu bereichern. Die Übel des Faustrechts
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Cornwallis Alfons_von_Castilien Heinrich_Iv Heinrich Karl_von_Anjou Karl
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